Thursday 29 December 2011

"Auch Nina Kristin aus Düsseldorf sorgt sich ums Öl." (kulturspiegel.de)

Hallo meine Lieben,
ich hoffe ihr konntet ein paar schöne Tage mit eurer Famile und den Liebsten verbringen! Mein Weihnachten war eher geht so, ich bin nicht so gern zuhause - nicht wegen meiner Familie oder Freunde, sondern weil ich einfach nicht so gerne in der Stadt bin wo ich aufgewachsen bin.
Aber jetzt bin ich zum Glück wieder in Berlin und in meinen eigenen vier Wänden :)

Gestern, als ich im Bus (ja, im BUS!!!) nach Berlin saß und die aktuelle Ausgabe des Spiegels durchblätterte, lag dort der Kulturspiegel im Innenteil. Ehrlich gesagt finde ich den immer etwas langweilig und prätentiös aber der Hauptartikel hat mich angesprochen. (Hier könnt ihr ihn finden)

Im Grunde geht es darum, wie verschiedene Menschen dem Konsumwahn und dem Kapitalismus entgegenwirken. Eigentlich was Gutes, oder? Bis ich auf den Abschnitt mit Nina Kristin gestoßen bin. Und mir im Geiste die Kinnlade runterfiel.
"Forscher von der Londoner School of Hygiene & Tropical Medicine haben errechnet, dass eine Milliarde schlanke Menschen pro Jahr eine Gigatonne weniger Kohlendioxid verursachen als eine Milliarde Übergewichtige. Dünne tragen also weniger zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei, Dünnsein ist aktiver Klimaschutz. Die Deutschen sind die dicksten Europäer und die viertdickste Nation der Welt. Nina Kristin sagt: "Etwas Abspecken tut jedem gut. Das entlastet auch die Krankenkassen." (kulturspiegel.de)
Das einzige was mir im ersten Moment einfiel: Geht's noch?! Das können die doch nicht ernst meinen, richtig? Falsch, leider. Denn das Autorenteam lässt einen Kracher nach dem nächsten los:
"Der schwarze BMW rast davon, am Steuer ihr [Nina Kristin] Assistent. Autos, die dünne Menschen transportieren, verbrauchen weniger Benzin als Autos mit dicken Insassen. Und dicke Menschen fahren mehr Auto als dünne, normalerweise. Beides haben britische Forscher vorgerechnet." (kulturspiegel.de)
Eigentlich mag ich den Spiegel für seine kritischen und hinterfragenden Artikel, aber dieser Artikel ist das genaue Gegenteil: "Fakten" aus irgendwelchen Studien werden unkritisch mit dem Leben eines Möchtegern It-Girls (Hat jemand von euch JEMALS von der gehört?! Ich nicht...) vermischt und eine Darstellung von Dicken publiziert wie man sie sonst nur aus Fernsehsendern wie RTL, Pro7 o.ä. kennt. "Dünnsein ist aktiver Klimaschutz." Aha, also ich fliege nicht jeden zweiten Tag Kurzstrecke, was aber viele dünne C-Prominente und Business-Menschen tun. Ich fahre kein Auto (habe nicht einmal einen Führerschein), und ich kann mir bei aller Liebe nicht vorstellen, dass Nina Kristin die 200m zu Gucci auch zu Fuß gegangen wäre.

Warum verallgemeinern die Autoren jedes Cliché anstatt sinnvolles zu propagieren: Toleranz, Aufklärung und Menschenliebe? Was ist die Aussage des Artikels an Frauen und insbesondere junge Mädchen? Ist es "Achtet euch und eure Gesundheit, respektiert die Umwelt und versucht unsere Welt zu verbessern." oder sagt uns der Artikel nicht eher folgendes: "Wenn du nicht aussiehst wie Nina Kristin, solltest du all deine Energie und Zeit dazu aufbringen so zu werden. Das ist der erste Schritt in deinem Leben um etwas für uns alle zu tun."

Okay, also alle Dicke sollen also abnehmen um unser Klima zu schützen. Und um dem Konsum entgegen zu setzen. Wie sieht es mit Nina Kristin aus? Ist sie nicht eigentlich das Opfer des Konsums? Jemand der in absoluter Verschwendung lebt? BRAUCHT man etwas von Gucci? Eher nicht, oder? Ziemlich unkritisch wie ich finde. Ich würde fast behaupten, dass jeder einzelen Dicke Mensch dem Kapitalismus und dem Konsum weniger verfallen ist als Nina Kristin - allein auf das Dicksein bezogen. Zwar kann man gegen Ende des Beitrags über Nina Kristin auch Erkennen, dass die Autoren ihren Konsum kritisieren, allerdings werden die Anti-Fett Kommentare weder entkräftigt noch als ironisch enttarnt.

Sollte es in unserer Gesellschaft nicht auch darum gehen Menschen für das zu respektieren was sie tun und nicht für das was sie nicht sind. Dick zu sein hat viele Gründe, nicht jede/r kann es sich leisten seine ganze Zeit und Energie darauf zu verwenden den Wünschen der heteronormativen Kultur und ihrem begrenzten Schönheitsideal zu entsprechen. Und nicht jede/r Dicke ist psychisch in der Lage dies zu tun. Menschen wie ich, auch wenn es noch nicht viele von uns in Deutschland gibt, sehen Ihren Körper als Kampf gegen den Kapitalismus und gegen Menschenverachtung. Ich beanspruche Platz, der mir von der Gesellschaft verweigert wird, manchmal mit Menschenverachtenden und grausamen Methoden, manchmal mit einer nett gemeinten Stichelei. Und ich bin stolz darauf, so zu sein wie ich bin. Ich liebe mich und ich bin mein Körper, egal was andere Menschen denken.

(Ich wiederhole mich, haha.)
Einen Teil dieses Beitrages habe ich an den Spiegel geschickt, es wird wahrscsheinlich keine Reaktion geben, aber wenigstens habe ich es versucht :)
Da ich leider in den kommenden Wochen viel zu tun habe, werde ich wahrscheinlich nicht dazu kommen zu posten, aber ich versuche ein paar Beiträge auf Vorrat zu schreiben!

Bis demnächst,
xxMaria

3 comments:

  1. Oh, das hast du super geschrieben!
    Ich bin genau deiner Meinung. Ich würd echt gerne wissen, ob das was vom Spiegel zurückkommt. Halt mich mal auf dem Laufenden ;)

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  2. Das klingt ja wirklich eher nach RTL2-Niveau oder billiger Frauen-Klatschzeitschrift. Schlimm! Ich bin auch gespannt ob und was die antworten.

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  3. Von jemandem wie Nina Kristin würde ich mich gar nicht provozieren lassen. Deren IQ ist doch praktisch nicht vorhanden. Sie hat nur das "Glück" von Mama und Papa mit schlank-Genen, und Geld wie Heu gesegnet worden zu sein und erlaubt sich dann sowas wie Pauschalisierungen. Ich finde es ein Armutszeugnis vom Spiegel so eine Person überhaupt für einen Artikel heran zu ziehen.
    Und selbt wenn ich durch meine 30km Autofahrt pro Woche CO2 verursache, ich lebe vegan, also gleicht sich das mehr als aus. Über so einen Unsinn sollte man eher lachen, wenn nicht die Gefahr bestünde, dass den Mist auch noch jemand glaubt.

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