Fat Activism bzw. Fat Acceptance ist ein Thema, mit dem ich mich viel auseinander setze, vor allem da ich der Meinung bin, dass hier in Deutschland diese Bewegung praktisch verloren geht.
Aber was ist Fat Activism eigentlich?
In Amerika hatte Fat Feminism seinen Anfang in den 70ern, als der Feminismus der zweiten Welle sich in seinen Blütejahren befand. Viele Frauen forderten Unabhängigkeit von allen als "weiblich" gekennzeichneten Merkmalen und Körperfett wurde dementsprechend dazugezählt.
Frauen wie Judy Freespirit (siehe Fat Liberation Manifesto) oder Sara Fishman begannen gegen die Diskriminierung von Körpern zu kämpfen und wurden (meistens jedenfalls) ignoriert. Institutionen wie die NAAFA ("National Association to Advance Fat Acceptance") kämpfen bis heute gegen die Diskriminierung von Männern und Frauen aufgrund ihres Körpergewichts, mit mehr oder weniger Erfolg. Doch auch die "kleinen" in der amerikanischen Gesellschaft geben nicht auf. Viele Blogs, Zeitschriften und Akademiker behandeln in ihren Artikeln und Aufsätzen das Thema "Fat" unter zahlreichen Gesichtspunkten.
Viele Frauen und Männer gehen in Amerika auf die Straßen um zu demonstrieren und ihren Platz in der Gesellsschaft einzufordern - und was passiert hier?
Klar, was Demonstrationen oder akademische Aufsätze angeht (und das weiß ich nach meiner Bachelorarbeit 100%ig) leider wenig bis gar nichts.
Aber jede einzelne Fette Frau, die auf die Straße geht, ohne sich zu schämen wehrt sich. Wie oft muss man sich irgendwelche Sprüche anhören? Selbst von seinen Freunden ("Aber ich meins ja nur gut!") oder von Ärzten ("Denken Sie an Ihre Gesundheit!") oder von neuen Bekanntschaften ("Du hast wenigstens ein hübsches Gesicht...") - die Liste lässt sich unendlich fortführen. Diesem Hate Talk sind die meisten von uns ausgesetzt, mal mehr mal weniger, aber ich habe selten eine/n Fette/n getroffen dem es anders ergangen sind (wobei die Männer natürlich anders diskriminiert werden als Frauen).
Und was ich so tue? Ich gehe nicht demonstrieren :D Würde ich aber, sollte sich das jemals ergeben!
Aber ich sehe jeden Tag als kleine Demonstration - indem ich anziehe was ich möchte, und nicht was mir die Modeindustrie oder diverse ältere Damen (ist mir tatsächlich schon passiert!) vorschreiben und indem ich aufrecht und selbstbewusst durch die Welt gehe beanspruche ich meinen Platz. Ich leugne nicht mein Gewicht und kommentiere oben genannte Aussagen nicht mit einem "Danke".
Meine Bachelorarbeit habe ich über die Darstellung von Frauen in britischen Massenmedien am Beispiel von "How to Look Good Naked" (Channel 4) geschrieben und habe immer wieder merken müssen wie "einzigartig" sowas in Deutschland leider noch ist. In den USA oder vielleicht auch Großbritannien wäre ich eventuell nicht auf eine solche Resonanz gestoßen, da dort Arbeiten zu solchen Themen viel häufiger sind.
Kommentare von Freunden muss ich mir mittlerweile auch nicht mehr anhören - die meisten haben akzeptiert, dass in meiner Gegenwart nicht über Diäten oder "Ich-bin-zu-fett" geredet wird (oder zumindest sehr wenig). Und zu denjenigen, die es nicht akzeptieren konnten/wollten, musste ich leider den Kontakt abbrechen, da ich immer mehr merke wieviel besser man sich fühlt, wenn einem nicht konstant vermittelt wird, man müsste sich schämen oder zumindest schlecht fühlen über seinen Körper.
Und zu neuen Ärzten sage ich direkt beim ersten Termin, dass ich keine Kommentare bezüglich meines Gewichts akzeptiere und wenn er/sie das nicht kann/will, werde ich leider nicht mehr wiederkommen können. Bis jetzt habe ich aber zum Glück keine Grundsatzdiskussion mit einem Arzt halten müssen ;)
Macht ihr ähnliche Dinge bewusst/unbewusst? Oder habt andere Erfahrungen?
Bis demnächst,
xxMaria
PS. Noch ein paar Tipps zum Lesen:
http://red3.blogspot.com/
http://kateharding.info/
http://www.bigfatblog.com/
http://www.therotund.com/