Letzten Montag (27.06.2011) kam bei RTL Extra ein Beitrag über stark übergewichtige Frauen in Amerika. Hier der offizielle Teaser auf der RTL Homepage:
Es gibt XXXL-Frauen, die nichts anders im Sinn haben als baldmöglichst noch viel schwerer zu werden - so wie Donna Simpson. Die 42-Jährige aus dem US-Bundesstaat New Jersey stopft täglich Tausende Kalorien in sich hinein und wiegt bereits über 270 Kilogramm. Sie will die schwerste Frau der Welt werden. Dafür schreckt sie auch vor den hohen Lebensmittelkosten nicht zurück. Um ihre zwei Kinder kann sie sich kaum noch richtig kümmern. Ihr 15-jähriger Sohn schämt sich für sie, ihre kleine Tochter will später auf keinen Fall so werden wie die Mama. Aber es gibt Männer, die lieben diese drallen und üppigen Proportionen von extrem dicken Frauen. EXTRA-Reporter Jenke von Wilmsdorff taucht ein in die bizarre Welt der Superdicken.Wie üblich hat RTL nicht Kosten und Mühen gescheut einen sachlichen Beitrag zu verfassen: Kommentare der interviewten Frauen werden falsch übersetzt und dramatische Musik unterstreicht die fatale Situation. Okay, also Donna lebt wirklich in schlimmen Verhältnissen und vor allem ihre Kinder scheinen sehr darunter zu leiden. Aber die Kommentare der angeblichen Psychologin und den generalisierten Aussagen sind ZUM KOTZEN. Um mal ehrlich zu sein.
Warum behauptet Frau Psychologin, dass mit Männern die auf dicke Frauen stehen etwas nicht in Ordnung sein kein? Warum muss sie, als Professionelle, eine solche allgemeine Aussage treffen? Ich dachte erst, sie würde über Feeder reden, was leider nicht so ist. Ihrer Meinung nach sind also Männer krank, die sich nicht dem Schönheitskodex unserer gesellschaft unterwerfen krank? Sind nicht eher die Männer krank, die der Meinung sind eine Frau dürfte nur ein bestimmtes Gewicht erlangen? Ich will erst gar nicht von der Vorstellung vieler Männer reden, ein Frauenkörper müsste so schlank wie möglich - aber nicht zu dürr, man will ja keinen Stock im Bett - und große Brüste haben.
Punkt zwei: Frau Psychologin ist auch der Meinung man könnte als Fette Frau kein Selbstbewusstsein haben. Nee, Fette Frauen suchen sich eher Menschen, die sie bestätigen damit sie sich gut fühlen können. Leider hat sie nicht erwähnt, dass das mangelnde Selbstbewusstsein erst durch Menschen wie sie verursacht wird: Fette die von klein auf Mobbing ausgesetzt sind und immer auf ihren Körper reduziert werden. Susie Orbach, eine britische Psychotherapeutin die sich auf Essstörungen spezialisiert hat, schreibt in "Bodies" (2009), dass in der heutigen Gesellschaft der Körper als etwas gilt, was man unter Kontrolle hat. Ist ein Mensch also, natürlich immer subjektiv betrachtet, nicht in der Lage den gesellchaftlich vorgeschriebenen Schönheitsidealen nachzustreben, hat er versagt. Sollte man also nicht lieber versuchen für ein Thema wie Übergewicht zu sensibilisieren und auch zu zeigen, dass fett nicht immer fett ist?
Es gibt aber zum Glück Fette Frauen, die sich diesem Diskurs widersetzen und selbstbewusst sind, nicht weil es ihnen "kranke" Männer einreden, sondern weil sie sind wie andere Frauen, nur mit einem anderen Körper und einer anderen Vorgeschichte.
Ich wünschte manchmal, ich könnte auch etwas positives in der medialen Darstellung von Fetten sagen. Zum Beispiel über die Modelwettbewerbe für Plus Size Agenturen. Kann ich aber nicht, weil dort nur Frauen unter Vertrag genommen werden die langweilig sind (und Kleidergröße 40 einkaufen...). Ich war selbst einmal bei einer solchen Veranstalung vor drei Jahren und weiß mittlerweile wie sowas abläuft: Man lädt Frauen unterschiedlichster Größe ein, lässt aber nur die, die unter Größe 46 sind weiterkommen. Und die Gewinnerinnen sind dann so, wie in man sie aus Katalogen kennt: Größe 40 - 42, lange blonde/braune/schwarze Haare und dezent gekleidet.
LANGWEILIG eben.
Ich will mehr Varietät!
xxMaria